Strafrechtliche Akteneinsicht für Zivilverfahren

In strafrechtlichen Ermittlungen spielt die Akteneinsicht eine zentrale Rolle. Doch nicht nur für die Strafverfolgung ist sie von Bedeutung – auch im Zivilrecht kann sie entscheidend sein. Geschädigte, die Unterlassung Schadenersatz oder Schmerzensgeld verlangen möchten, sind oft darauf angewiesen, Informationen über den Täter aus der Strafakte zu erhalten. Doch wie kommt man an diese Informationen, und welche Hürden gibt es? Dieser Beitrag erläutert, wie Sie Akteneinsicht im Strafverfahren erhalten können, um später zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Warum ist die Akteneinsicht für ein Zivilverfahren wichtig?

Die Akten eines Strafverfahrens enthalten oft wertvolle Informationen, die für ein späteres Zivilverfahren entscheidend sein können. Dazu gehören:

  • Personalien des Täters: Ohne Name und Adresse ist eine zivilrechtliche Klage kaum möglich.
  • Beweise aus dem Strafverfahren: Gutachten, Zeugenaussagen oder Ermittlungsberichte können für das Zivilverfahren genutzt werden.
  • Schadensdokumentationen: Falls bereits im Strafverfahren Gutachten oder Schadensberichte erstellt wurden, können diese später übernommen werden.

Da das Zivilrecht ein eigenständiges Verfahren ist, muss der Geschädigte dort eigenständig Beweise erbringen. Die Informationen aus der Strafakte können hier eine wertvolle Grundlage bilden.

Die gesetzliche Grundlage der Akteneinsicht

Das Recht auf Akteneinsicht ist in § 147 StPO geregelt. Dort heißt es im Absatz 1:

(1) Der Verteidiger ist befugt, die Akten, die dem Gericht vorliegen oder diesem im Falle der Erhebung der Anklage vorzulegen wären, einzusehen sowie amtlich verwahrte Beweisstücke zu besichtigen.

 

Diese Regelung fundiert auf dem Prinzip des fairen Verfahrens Art. 6 EMRK. Damit gemeint ist das rechtliche Gehör, die Unabhängigkeit des Gerichts sowie die effektive Verteidigung durch einen Rechtsanwalt. Die Effektivität der Verteidigung kann nur gewährleistet werden, wenn der Angeklagte weiß, was ihm vorgeworfen wird und auf welcher Grundlage die Strafverfolgungsbehörden agieren.

Allerdings gibt es Einschränkungen der Akteneinsicht, die sich insbesondere in den Absätzen 2 und 3 des § 147 StPO finden. Diese Einschränkungen betreffen vor allem laufende Ermittlungsverfahren und den Schutz von Zeugen sowie geheimhaltungsbedürftigen Informationen.

Wie wird die Akteneinsicht beantragt?

Der Antrag auf Akteneinsicht ist bei der zuständigen Staatsanwaltschaft oder dem Gericht zu stellen. Wichtig ist eine begründete Darlegung des Interesses, insbesondere mit Blick auf ein späteres Zivilverfahren.

Folgende Informationen sollten im Antrag enthalten sein:

  1. Eigene Personalien und Bezug zum Fall (z. B. als Geschädigter oder Opfer einer Straftat)
  2. Begründung der Notwendigkeit (z. B. zur Durchsetzung von Schadensersatz)
  3. Hinweis auf laufende oder geplante zivilrechtliche Schritte
  4. Anwaltliche Vertretung (falls ein Anwalt den Antrag stellt)

Oft ist es sinnvoll, sich anwaltlich vertreten zu lassen, da ein gut formulierter Antrag die Chancen auf Akteneinsicht erhöht.

Wie ist denn der Ablauf in der Praxis?

  1. Akteneinsicht beantragen
  • Formlos per Schriftsatz an die Staatsanwaltschaft oder an das Gericht
  • Hinweis auf das Mandat und ggf. die Beifügung der Vollmacht
  1. Entscheidung der Staatsanwaltschaft
  • Akteneinsicht wird in der Regel gewährt
  • Falls nicht, kann eine gerichtliche Überprüfung beantragt werden
  1. Einsichtnahme in der Geschäftsstelle oder Übersendung der Akte
  • Früher: Einsichtnahme nur in der Geschäftsstelle
  • Heute: Regelmäßig elektronische Übersendung oder Aktenversand an den Strafverteidiger
  1. Durchsicht und Auswertung

Nutzung der Akten im Zivilverfahren

Hat der Geschädigte die Akten erfolgreich eingesehen, stellt sich die Frage, wie diese im Zivilprozess verwertet werden können.

  • Direkte Übernahme von Beweismitteln: Gutachten oder Zeugenaussagen aus dem Strafverfahren können im Zivilprozess als Beweis dienen.
  • Identifikation des Täters: Ohne die Daten aus der Strafakte wäre eine Klage oft nicht möglich.
  • Unterstützung der eigenen Argumentation: Ermittlungsberichte oder polizeiliche Feststellungen können die eigene Position stärken.

Allerdings gibt es auch Grenzen: Nicht jede Aussage oder jedes Beweismittel aus dem Strafverfahren darf automatisch übernommen werden.

Akteneinsicht als Schlüssel für die Täterermittlung

Wir helfen Ihnen, Ihr Recht durchzusetzen! Unsere Kanzlei unterstützt Sie bei der Beantragung der Akteneinsicht und der Durchsetzung Ihrer zivilrechtlichen Ansprüche. Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Beratung!

Rechtsanwalt Dr. Severin Riemenschneider, LL.M. Eur. gründete die Media Kanzlei Frankfurt | Hamburg im Jahr 2014. Er ist seit 2016 Fachanwalt für Medien- und Urheberrecht.
Media Kanzlei, Medienrechtskanzlei Logo, Medienanwälte in Frankfurt, Rechtsberatung für Presse- und Äußerungsrecht, Persönlichkeitsrechtsschutz in Deutschland, Urheberrecht, Wettbewerbsrecht, Experten, Markenrecht, Unternehmen, Privatpersonen, Coaching-Verträge, Account-Entsperrung, Filesharing-Rechtsberatung

MEDIA KANZLEI IN DEN MEDIEN

MEHRFACH AUSGEZEICHNETE KANZLEI

Dr. Severin Riemenschneider Anwalt des Jahres 2019, 2020, 2021, 2022, 2023
für Medienrecht

JUVE Ranking 2020, 2021, 2022, 2023 Presse- und Äußerungsrecht, The Legal 500 2023 Presse- und Verlagsrecht, Best Lawyers Ranking 2020, 2021, 2022, Medien- und Urheberrecht – Handelsblatt, Most Outstanding Specialist Media Law 2020, 2021 – Acquisition INTL, Legal Tech Kanzlei 2020 – Legal Tech Kanzleien, Lawyer of the Year 2019, 2020, 2021, 2022, Medienrecht – Lawyer Monthly, Media Law International (MLI) ranked firm 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023

Legal 500 Media Kanzlei
Media Kanzlei erhält Auszeichnung vom MLI
JUVE Top 50 Wirtschaftskanzleien Deutschland

Nehmen Sie Kontakt mit uns auf

To Top
Call Now Button