Typosquatting – Auswirkungen eines versehentlichen Klicks

Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine bekannte Website besuchen, machen aber beim Eintippen der URL einen kleinen Fehler. Anstatt auf der gewünschten Seite zu landen, gelangen Sie auf eine andere, die möglicherweise darauf abzielt, Ihre Daten zu stehlen oder Ihren Computer mit schadhafter Software zu infizieren. Dies ist die Grundlage von Typosquatting – einer betrügerischen Praxis, bei der Cyberkriminelle Domains registrieren, die auf Tippfehlern bekannter Marken oder Websites basieren. In diesem Beitrag erklären wir, was Typosquatting ist, wie es funktioniert und warum es sowohl für Nutzer als auch für Unternehmen eine ernsthafte Bedrohung darstellen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Typosquatting?

Typosquatting ist die Praxis, Domains zu registrieren, die absichtlich Tippfehler oder falsche Schreibweisen bekannter Websites enthalten, um von unachtsamen Nutzern zu profitieren. Das Ziel ist, ahnungslose Internetnutzer auf diese falsch geschriebenen URLs zu locken, um von deren Traffic zu profitieren oder böswillige Absichten zu verfolgen, wie etwa Phishing, Malware-Infektionen oder betrügerische Werbeanzeigen.

Zuallererst: Was ist eine Domain?

Eine Domain ist die Adresse einer Website im Internet, die es Nutzern ermöglicht, eine bestimmte Seite zu finden. Sie funktioniert wie eine Adresse für ein Gebäude, aber anstatt in der realen Welt, existiert die Domain im digitalen Raum. Jede Website hat eine eindeutige Domain, die aus einem Namen (z. B. “google”) und einer Domainendung (wie “.com”, “.de”, “.org”) besteht. Zusammen bilden diese Elemente die vollständige URL (Uniform Resource Locator) einer Website, die beispielsweise www.google.com lautet.

Wie funktioniert Typosquatting?

Typosquatting basiert auf der Annahme, dass viele Internetnutzer beim Eintippen von Domainnamen Tippfehler machen. Typosquatter nutzen diese Fehler, um die Besucher zu täuschen und auf gefälschte Websites zu leiten, die sich oft wie die Originalseite darstellen. Diese Seiten können beispielsweise:

  • Werbung anzeigen und dadurch Einnahmen generieren.
  • Daten stehlen (z. B. durch Phishing-Angriffe).
  • Malware oder schadhafter Code auf den Geräten der Nutzer installieren.

Arten von Tippfehlern

Die häufigsten Arten von Tippfehlern lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:

  1. Vertausch von Buchstaben:
    Ein häufiger Fehler besteht darin, zwei benachbarte Buchstaben auf der Tastatur zu vertauschen. Zum Beispiel könnte ein Nutzer versehentlich „gogle.com“ anstelle von „google.com“ eingeben. Diese Art von Tippfehler ist besonders problematisch, da die vertauschten Buchstaben oft nicht sofort auffallen, wodurch die gefälschte Domain leicht übersehen werden kann.
  2. Doppelte oder fehlende Buchstaben:
    Eine weitere häufige Fehlerquelle ist das doppelte Tippen von Buchstaben oder das versehentliche Weglassen eines Buchstabens. Ein typisches Beispiel dafür ist „amzon.com“ statt „amazon.com“ oder „gooogle.com“ anstelle von „google.com“. Auch diese Fehler können dazu führen, dass ein Nutzer auf eine gefälschte Seite landet, ohne es zu merken.
  3. Ähnlichkeiten zwischen Zahlen und Buchstaben:
    In vielen Fällen verwenden Typosquatter auch Zahlen, die optisch ähnlich zu Buchstaben aussehen. Zum Beispiel wird die Zahl „0“ (Null) häufig anstelle des Buchstabens „O“ verwendet, wie in „go0gle.com“ statt „google.com“. Auch andere visuell ähnliche Zeichen wie „l“ (kleines L) und „I“ (großes I) oder „S“ und „5“ können als Ersatz dienen, was die Tippfehler schwieriger erkennbar macht.
  4. Verschiebung der Tastatur:
    Manchmal entsteht ein Tippfehler durch die unbewusste Verschiebung der Hand auf der Tastatur. So könnte ein Nutzer statt „yahoo.com“ versehentlich „yaho.com“ eingeben, indem er versehentlich eine benachbarte Taste trifft. Diese Art von Fehler passiert vor allem bei schnellen Tippvorgängen oder wenn der Nutzer die Tastatur nicht genau im Blick hat.
  5. Falsche Domainendungen:
    Eine weitere gängige Strategie von Typosquattern ist es, Domainendungen zu ändern, die der ursprünglichen Domain sehr ähnlich sind. Anstelle von „example.com“ könnte es also auch „example.net“, „example.org“ oder „example.co“ sein. Nutzer, die unachtsam sind oder sich nicht genau erinnern, welche Endung die richtige ist, könnten auf solche Domains klicken, ohne es zu merken.

Die Motivation hinter Typosquatting

Die Ziele der Typosquatter sind vielfältig, aber die häufigsten sind:

  1. Monetarisierung von Traffic: Durch falsch geschriebene Domains erhalten Typosquatter Zugriff auf den Traffic von Nutzern, die versehentlich auf ihre gefälschten Seiten gelangen. Dieser Traffic wird häufig durch Werbung oder Affiliate-Marketing monetarisiert.
  2. Phishing-Angriffe: Typosquatter können Webseiten so gestalten, dass sie wie die Originalseite eines Unternehmens oder einer Bank aussehen. Die Nutzer werden dann aufgefordert, persönliche Informationen wie Passwörter, Kreditkarteninformationen oder andere sensible Daten einzugeben.
  3. Verbreitung von Malware: Durch infizierte Domains können Cyberkriminelle Malware verbreiten, die die Computer der Opfer infiziert und persönliche Daten stiehlt oder den Rechner für Botnetze missbraucht.
  4. Schaden an Marken und Ruf: In einigen Fällen kann Typosquatting auch darauf abzielen, einer Marke oder einem Unternehmen zu schaden, indem eine gefälschte Website veröffentlicht wird, die den Ruf der Originalseite schädigen könnte.

Wie kann man sich vor Typosquatting schützen?

Für Unternehmen, die eine Marke oder Website betreiben, ist es wichtig, proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um sich vor Typosquatting zu schützen. Hier sind einige Strategien:

  1. Sicherstellung der richtigen Domainnamen: Die Registrierung von Domains, die häufige Tippfehler der eigenen Domain enthalten, kann helfen, potenzielle Typosquatter zu verhindern. Wenn möglich, sollten auch verschiedene Domainendungen (wie .net, .org, .info) erworben werden, um sich abzusichern.
  2. Überwachung und Kontrolle von Domainnamen: Unternehmen sollten regelmäßig nach neuen Domains suchen, die ähnlich zu ihrer eigenen Domain sind. Verschiedene Online-Tools und Dienste bieten diese Überwachungsfunktionen an.
  3. Rechtliche Schritte: Es gibt auch rechtliche Möglichkeiten, gegen Typosquatter vorzugehen, wie zum Beispiel die Nutzung von Verfahren zur Domain-Schlichtung (z.B. das Uniform Domain Name Dispute Resolution Policy – UDRP), um gefälschte Domains zurückzuerhalten.
  4. Nutzeraufklärung: Für private Nutzer ist es wichtig, immer auf die korrekte Schreibweise von Webadressen zu achten. Bei Zweifel an der Echtheit einer Website sollten sie vorsichtig sein und gegebenenfalls die Adresse direkt in die Suchmaschine eingeben, anstatt auf unsichere Links zu klicken.

Die Media Kanzlei informiert und hilft!

Typosquatting stellt ein wachsendes Problem im Internet dar, das sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen eine reale Bedrohung darstellt. Indem man sich der Gefahren bewusst ist und entsprechende Schutzmaßnahmen trifft, kann man jedoch dazu beitragen, die Risiken zu minimieren. Die Media Kanzlei steht Ihnen gerne zur Seite. Kontaktieren Sie uns noch heute!

Rechtsanwalt Dr. Severin Riemenschneider, LL.M. Eur. gründete die Media Kanzlei Frankfurt | Hamburg im Jahr 2014. Er ist seit 2016 Fachanwalt für Medien- und Urheberrecht.
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